Wie lange rückwirkend Steuererklärung?

Wie lange rückwirkend Steuererklärung

Wie lange rückwirkend Steuererklärung?

Die Steuererklärung ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Steuersystems. Sie ermöglicht es dem Staat, die Steuerpflichtigen gerecht zu besteuern und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, zu viel gezahlte Steuern zurückzufordern. Eine häufig gestellte Frage ist: Wie lange rückwirkend kann eine Steuererklärung eingereicht werden? In diesem Artikel beantworten wir diese Frage ausführlich und erklären, welche Fristen und Regelungen es gibt.

Was ist eine Steuererklärung?

Definition und Zweck

Eine Steuererklärung ist ein Formular, das Steuerpflichtige bei ihrem zuständigen Finanzamt einreichen müssen. Darin geben sie ihre Einkünfte, Ausgaben und andere steuerrelevante Informationen an. Der Zweck der Steuererklärung ist es, die steuerliche Verpflichtung zu ermitteln und gegebenenfalls eine Steuererstattung zu beantragen.

Wer muss eine Steuererklärung abgeben?

In Deutschland sind nicht alle Steuerpflichtigen verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Es gibt jedoch bestimmte Gruppen, die dazu verpflichtet sind:

  • Selbstständige und Freiberufler
  • Arbeitnehmer mit Nebeneinkünften über 410 Euro im Jahr
  • Ehepaare, die die Steuerklassenkombination III/V oder IV/IV mit Faktor wählen
  • Personen mit Einkünften aus Vermietung und Verpachtung

Fristen für die Abgabe der Steuererklärung

Allgemeine Abgabefristen

Die Frist für die Abgabe der Steuererklärung endet normalerweise am 31. Juli des Folgejahres. Für das Steuerjahr 2023 muss die Steuererklärung also bis zum 31. Juli 2024 eingereicht werden. Wenn ein Steuerberater die Erklärung erstellt, verlängert sich die Frist bis zum letzten Februartag des übernächsten Jahres.

Verlängerung der Abgabefrist

In bestimmten Fällen kann die Abgabefrist auf Antrag verlängert werden. Dies ist beispielsweise möglich, wenn:

  • Die Steuererklärung besonders umfangreich ist
  • Es persönliche Gründe gibt, wie eine längere Krankheit

Verspätungszuschläge

Wenn die Steuererklärung nicht fristgerecht eingereicht wird, kann das Finanzamt Verspätungszuschläge erheben. Diese betragen mindestens 25 Euro pro Monat der Verspätung.

Rückwirkende Abgabe der Steuererklärung

Grundsatz der Verjährung

Steuerliche Ansprüche verjähren grundsätzlich nach vier Jahren. Das bedeutet, dass eine Steuererklärung in der Regel bis zu vier Jahre rückwirkend eingereicht werden kann. Für das Jahr 2019 könnte die Steuererklärung also bis zum 31. Dezember 2023 abgegeben werden.

Besondere Regelungen

In bestimmten Fällen gibt es Ausnahmen von dieser Regel:

  • Festsetzungsverjährung: Bei Steuerhinterziehung verlängert sich die Frist auf zehn Jahre.
  • Nichtabgabepflichtige Steuererklärung: Personen, die nicht zur Abgabe verpflichtet sind, können ihre Steuererklärung sogar bis zu sieben Jahre rückwirkend einreichen.

Beispiele für rückwirkende Steuererklärungen

  • Eine nicht verpflichtete Person stellt im Jahr 2024 fest, dass sie in den Jahren 2017 bis 2020 Steuern zurückfordern könnte. Sie kann für diese Jahre noch Steuererklärungen einreichen.
  • Ein Arbeitnehmer entdeckt 2022, dass er 2018 und 2019 hohe Werbungskosten nicht geltend gemacht hat. Er kann diese Jahre noch bis Ende 2022 nachträglich einreichen.

Vorteile der rückwirkenden Steuererklärung

Steuererstattung

Der Hauptvorteil einer rückwirkenden Steuererklärung ist die Möglichkeit, zu viel gezahlte Steuern zurückzufordern. Dies kann insbesondere bei Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnlichen Belastungen relevant sein.

Nutzung von Verlustvorträgen

Verlustvorträge können ebenfalls rückwirkend geltend gemacht werden. Dies ist besonders für Selbstständige und Freiberufler interessant, die in einem Jahr Verluste gemacht haben und diese in den Folgejahren steuerlich absetzen möchten.

Nachträgliche Berücksichtigung von Freibeträgen

Freibeträge, die in der ursprünglichen Steuererklärung nicht berücksichtigt wurden, können nachträglich geltend gemacht werden. Dies betrifft beispielsweise den Behinderten-Pauschbetrag oder den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende.

Schritte zur Einreichung einer rückwirkenden Steuererklärung

Vorbereitung der Unterlagen

Zunächst sollten alle relevanten Unterlagen gesammelt werden. Dazu gehören:

  • Lohn- und Gehaltsabrechnungen
  • Belege für Werbungskosten, Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen
  • Nachweise über steuerpflichtige Einkünfte

Erstellung der Steuererklärung

Die Steuererklärung kann entweder auf Papierformularen oder elektronisch über Elster erstellt werden. Letzteres bietet den Vorteil, dass viele Daten automatisch übernommen werden und Fehler minimiert werden.

Abgabe der Steuererklärung

Die fertige Steuererklärung wird beim zuständigen Finanzamt eingereicht. Bei elektronischer Abgabe erfolgt dies direkt über Elster, bei Papierformularen per Post oder persönlich.

Bearbeitungszeit und Steuerbescheid

Nach Abgabe der Steuererklärung erfolgt die Bearbeitung durch das Finanzamt. Dies kann einige Wochen bis Monate dauern. Nach Abschluss der Prüfung erhält der Steuerpflichtige einen Steuerbescheid, aus dem hervorgeht, ob eine Steuererstattung oder Nachzahlung fällig ist.

Häufige Fragen zur rückwirkenden Steuererklärung

Kann ich eine Steuererklärung auch ohne Steuerberater erstellen?

Ja, die Erstellung der Steuererklärung ist auch ohne Steuerberater möglich. Es gibt zahlreiche Softwarelösungen und Online-Plattformen, die dabei unterstützen. Ein Steuerberater kann jedoch bei komplexeren Fällen helfen und dafür sorgen, dass alle möglichen Steuervorteile genutzt werden.

Was passiert, wenn ich eine Steuererklärung zu spät einreiche?

Wenn die Steuererklärung zu spät eingereicht wird, können Verspätungszuschläge und gegebenenfalls Zinsen anfallen. Zudem besteht die Gefahr, dass steuerliche Vorteile nicht mehr geltend gemacht werden können, wenn die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Welche Ausgaben kann ich rückwirkend geltend machen?

Rückwirkend können alle Ausgaben geltend gemacht werden, die auch bei fristgerechter Abgabe der Steuererklärung abzugsfähig wären. Dazu gehören insbesondere Werbungskosten, Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen.

Fazit

Die Möglichkeit, eine Steuererklärung rückwirkend einzureichen, bietet vielen Steuerpflichtigen die Chance, zu viel gezahlte Steuern zurückzufordern und steuerliche Vorteile nachträglich zu nutzen. Es ist jedoch wichtig, die geltenden Fristen und Regelungen zu beachten, um keine steuerlichen Nachteile zu erleiden. Wer unsicher ist, ob und wie eine rückwirkende Steuererklärung sinnvoll ist, sollte im Zweifelsfall einen Steuerberater zu Rate ziehen.

Mit diesen Informationen sind Sie gut gerüstet, um Ihre Steuererklärung auch rückwirkend erfolgreich zu erstellen und alle Möglichkeiten der Steuerersparnis zu nutzen.

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